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| Problem: Warum diese endlosen entweder-oder-Diskussionen über Anonymität?
Hallo Community,
der Ärger mit irgendwelchen Autoritäten, die jeden User, der emule nutz, gerne zum Schwerverbrecher stempeln wollen, nimmt ja leider immer unschönere Formen an. JEDER Nutzer kann in die Fänge dieser Leute geraten. Es kann durch gefakte Dateien passieren, die einfach per Scanning ihren wahren Inhalt verraten, ein Nutzer kann versehentlich urheberrechtsgeschütztes Material auswählen und wenn er nicht stündlich nach seinem Esel sieht, dann kann er versehentlich zum Anbieter illegalen Contents werden.
Dies ist unbefriedigend in jeder Hinsicht. Und selbst der hartgesottenste Verfechter von legalem Verhalten wird zustimmen müssen, daß automatisierte Verfolgung von „Straftaten“, die bei genauer Betrachtung oft noch nicht einmal welche sind, ein enormes Problem darstellt, weil Automaten blind für die wahre Komplexität des Lebens sind.
Im übrigen ist es nicht unbedingt in jedermanns Interesse, zu wissen, mit wem er seine Daten austauscht, bzw. seine eigene „Identität“ den anderen wissen zu lassen. Nutzugsprofile JEGLICHER Art, egal ob strafrechtlich relevant, stellen einen Eingriff in die Privatsphäre dar.
Ergo stellt sich die Frage, ob es eine funktionierende anonyme Tauschbörse geben sollte, nur Leuten, die einfach nicht verstehen, daß JEGLICHE Form personenbezogener Daten unter Umständen mißbraucht werden kann und eben genauso im Zweifel auch misbraucht werden wird. Und STAATLICHER Mißbrauch wiegt immer schwerer als Mißbrauch durch das Individuum.
Nun ist es jedoch so, daß der Datensammelwut vieler Organisationen ein Riegel vorgeschoben werden kann. Projekte wie freenet, GNUnet, Ants P2P und ähnliche Ansätze zeigen einen Weg aus dem Schnüffelwahnsinn. Am interessantesten ist in meinen Augen I2P, weil es großenteils transparent arbeitet und schon jetzt in vielen Bereichen funktionierende Schnittstellen ins Internet hat.
Ein emule-Client, der anonymes Surfen bietet und wie er mir vorschwebt, sollte aus diesen Gründen auch auf I2P aufsetzen. Doch bevor man die Frage beantwortet, wie man das genau schaffen könnte, muß man erst einmal eine andere ganz grundsätzliche Frage beantworten:
Wie kann man emule´s Datenbasis von x Millionen Dateien in einem anonymen Netz verfügbar machen? Wie bekommt man die User dazu umzuswitchen, sich vom nichtanonymen emule zu verabschieden?
Alle bisherigen Projekte, von denen ich einige getestet habe, scheitern kläglich daran, daß praktisch NIEMAND sie nutzt. Und die Antwort auf die Frage „Warum?“ ist ganz simpel: Wenn man bei Eingabe des Suchwortes „***“ unter hundert Treffer erzielt, dann gibt es in diesem Netz schlichtweg keinerlei Daten, die eine Nutzung des Systems rechtfertigen würden.
Bei der momentanen Situation wird es so weitergehen, daß zig konkurierende anonyme Tauschbörsen aufkreuzen - nur wird keine einzige eine nennenswerte Bedeutung erlangen, weil es keine Datenbasis gibt.
DIES ist das eigentliche Problem. Nichts anderes.
Die technischen Probleme sind in meinen Augen lösbar und sind sogar oft schon erfolgreich implementiert. Scheitern tut das ganze Konzept aber immer wieder an diesem einen Punkt: Eine Tauschbörse ist entweder nicht anonym und dafür mit Daten gefüllt oder sie ist anonym und dafür nicht mit Daten gefüllt.
Die Tauschbörse, die wir brauchen, um dieses Dilemma zu umgehen, muß zwei Tauschbörsen in einer integrieren.
Sie muß einen nicht anonymen Teil bieten, der mit den nicht anonymen Tauschbörsen zusammenarbeitet und die dort abgreifbaren Daten anonym zur Verfügung stellen.
Auf diese Weise kann jeder User selbst entscheiden, auf welcher Seite des Netzes er stehen will, oder gar, ob er BEIDE Seiten nutzen will. Ein Client, ALLE Möglichkeiten.
Mir schwebt zu gut Deutsch ein emule-Client vor, der standardmäßig wie ein ganz normaler Client funktioniert, der jedoch auch als anonymer Client arbeiten kann. Da die weitaus meisten User momentan noch nicht recht begreifen, welchen tieferen Sinn die Anonymität überhaupt haben soll, neben der sicher deutlichen Verlangsamung, sehe ich nicht das Problem, daß schlagartig alle auf das anonyme System setzen werden.
Vielmehr erscheint es mir auf diesem Wege machbar, vielleicht über mehrere Entwicklungsstufen des Clients, parallel zum nichtanonymen emule-Netzwerk ein anonymes emule-Netzwerk aufzubauen, welches (praktisch) von Anfang an mit allen Daten des nicht nichtanonymen Netzwerks aufwarten kann.
Dieser Ansatz würde eine Menge Fliegen mit einer Klappe schlagen und wäre DER Weg für emule in die Zukunft. Mir ist klar, daß sich bei der Umsetzung sicherlich viele nicht ganz simple Detailfragen ergeben werden, für die ich jetzt auch keine Antwort habe.
Ich weiß aber eines mit Bestimmtheit: Keine einzige anonyme Tauschbörse gleich welchen Konzeptes hat es bisher jemals über den Status der Bedeutungslosigkeit hinaus geschafft. Kurz: Irgendetwas muß sich ändern und ich bin mir sicher, daß der Schlüssel dazu eben genau darin liegt, auf einer bestehenden Börse aufzusetzen und diese innerhalb wahrscheinlich gar nicht so ewig langer Zeit wenigstens zur Hälfte in eine anonyme Börse zu verwandeln, in der dann jeder selbst entscheiden kann, WELCHEN Weg des Tauschens er bevorzugt.
Der eine hat etwas gegen Anonymität, warum auch immer. Der kann weitermachen wie bisher. Der andere hat es gerne anonym und auch der wird an Daten herankommen.
Ich hoffe, daß sich irgendjemand für diesen Ansatz interessiert und ihn ERNSTHAFT bedenkt. Ich möchte dieses Posting ungern als Einladung zum Trollen verstanden wissen.
Viel Spaß beim Weiterentwickeln der Idee!
Anonymizer |