So Leute,
ich denke es wird Zeit euch mal wieder ein wenig an eurem Leben teilhaben zu lassen. In den vergangenen Wochen und Monaten war bei mir viel los, wie manche von euch schon wissen.
Vor eineinhalb Monaten habe ich begonnen meine Abiturarbeiten zu schreiben. Diese liefen sehr gut. Im Englisch Leistungskurs (LK) konnte ich 13 Punkte (1-) verbuchen. Da meine Lehrerin noch einen weiteren LK hatte konnte sie mir sagen, dass ich nur einer von drei Schülern aus ihren Kursen war, der überhaupt eine Leistung im einser Bereich verbuchen konnte. Ich hatte es geschafft ihre Vorschläge und Anmerkungen zufriedenstellend anzuwenden und auch die gefürchtete Aufgabe 1, welche ich in Regelmäßigkeit leicht verfehlte, wurde von ihr als meine beste Aufgabe 1 unserer gemeinsamen Unterrichtszeit bezeichnet.
Mein Physik LK wurde zur Überraschung für mich. Hatte ich mich von meinem Einbruch aus dem dritten Semester (13/1) endlich wieder erholt konnte ich meine eigenen Erwartungen um einen Punkt übertreffen. Statt den erwarteten zehn Punkten (2-) wurde es eine elf Punkte Leistung (2). Ein grandioser Abschluss für meine Verhältnisse und den gesamten Kurs.
In Mathe rechnete ich mir eine gute Note aus, da es auf Grundkurs (GK) Niveau ohnehin ein wenig einfacher war. Als ich am
Prüfungsmorgen vom Auto zur Schule ging verwirrten mich zwei Mitschülerinnen mit abstrusen Erläuterungen zu dem mir erneut unbekannten Begriff "Asymptote". Wie sich herausstellte handelte es sich dabei um einen Grenzwert. Das war mir nur halb so fremd, aber da die Erkenntnis erst nach der
Prüfung einsetzte musste ich von der Analysis Wahlaufgabe auf die der analytischen Geometrie ausweichen. Letzteres Thema liegt mir nicht sonderlich und doch habe ich letztendlich zwölf Punkte (2+) verbuchen können. Grund dafür war vielleicht auch meine perfekt gelöste zweite Wahlaufgabe aus dem Themengebiet der Stochastik.
Nach einiger Zeit zur freien Gestaltung, während der ich meine Reise nach Lloret de Mar unternahm rückten die mündlichen
Prüfungen immer näher. Da ich eine besondere Lernleistung machte standen mir gleich zwei Termine bevor. Mit der Verkündung der Ergebnisse der schriftlichen
Prüfungen war klar, mein Abi hatte ich sicher in der Tasche. Nun hieß es klotzen und nicht kleckern, denn ich zitterte nie um das Bestehen, sondern eher um meinen Durchschnitt.
Am Montag vorletzter Woche war meine
Prüfung im GK Sozialkunde. Grausige Stunden verbrachte ich am Wochenende mit dem Durcharbeiten des Soziologiebuches. Mein Horrorthema schlecht hin. Doch wie es das Glück so wollte war mein erstes Thema, welches ich aus einer ganzen Themenpalette wählte, Recht. Es ging um Rechtspositivismus und Naturrecht im Zusammenhang mit einem ehemaligen Baden-Würtembergischen Ministerpräsident. Da mir Recht gut liegt konnte ich in diesem ersten Teil 13 Punkte verbuchen. Anschließend stand mir das fröhliche Frage-Antwort-Spiel zum Thema Sozialer Ausgleich in der BRD bevor. Auch dies liegt mir ganz gut, da ich doch ein wenig politisches Interesse an den Tag lege. Es gab hier zwölf Punkte für mich, da ich zuweilen etwas weit ausholte. Ausgerechnet die Themen auf die ich mich quasi garnicht vorbereitet hatte brachten mir die erhofften 13 Punkte am Ende.
Dienstag durfte ich dann noch einer Freundin bei der Vorbereitung für ihre Sozialkundeprüfung helfen und am Donnerstag bereitete ich die
Präsentation meiner besonderen Lernleistung vor. Die PowerPoint-
Präsentation wurde in unwichtigen Kleinigkeiten abgeändert und der Vortrag perfektioniert. Am Freitagmorgen konnte ich dann mit meinem Vortrag überzeugen und die verschiedenen Fragen der
Prüfungskomission und eines Freundes, der als Zuschauer anwesend war, souverän beantworten, so dass ich 14 Punkte erhielt. Mit 13 Punkten für den schriftlichen Teil machte das bei einer Verhältnismäßigkeit von 50:50 14 Punkte am Ende und mein Abischnitt war endlich unter Dach und Fach.
Nachdem ich nun so detailiert über meine
Prüfungen berichtet habe bleibt nur noch die Frage: "Wie ist nun eigentlich das Ergebnis?" Das Ergebnis lautet 1.7 als Durchschnitt für mein Abitur. Damit habe ich ein besseres Abitur als meine beiden Eltern. Welch Triumph nach Jahren der Gespräche über meine schulischen Anstrengungen!
Doch mein letztes Jahr war nicht nur Schule. Es waren die vielen Aktivitäten, die nebenher liefen. Während ich ja beim Judo schon seit Anfang 2006 zunehmend Verantwortung übernahm begann ich mich auch zunehmend im Jahrgang einzusetzen. Als einziger war ich in gleich zwei Abikommitees Mitglied. Beim Abiaulaprogramm durfte ich mich mit den vielen technischen Spielereien rumärgern. Das klappte auch super. Die Arbeit dafür war letztendlich doch auch überschaubar. Zwar musste ich am letzten Schultag ein wenig zurückstecken um das alles zu machen, aber mal ehrlich, als "Tam Pon" (thailändischer Ladyboy in Spaghettiträgertop, 85b BH und Minirock) läuft man auch nicht zu viel durch die Gegend!
Viel Zeitaufwändiger war da meine Arbeit an der Abizeitung. Dort wurde ich vom Chef-Layouter schnell zum inoffiziellen Chef. Frei nach dem Motto "Wenn man nicht alles alleine macht..." habe ich mir immer mehr Verantwortung aufgebürdet. Ettliche Rundmails sollten auch den letzten Schüler motivieren seinen Teil beizusteuern. Nachdem dann endlich all das Material da war ging es an das Layout. 152 Seiten stellte ich zusammen und korrigierte all die Fehler, die unsere Lektoren auf ihnen fanden. Auch den einen oder anderen Artikel schrieb ich noch, da sich sonst niemand fand. All die Hektik wurde belohnt. Durch kluges Management und engagierte Leute für die Sponsorensuche konnten wir schon vor Verkaufsbeginn mit 70€ Gewinn aufwarten. Um die Zeitungen aber doch nicht einfach zu verschenken haben wir pro Exemplar 3€ berechnet. Der Gewinn geht dann alles noch zum Abiball und wie dem seine finanzielle Lage ist am Ende sehen wir dann heute oder morgen.
Am vergangenen Freitag war dann die feierliche Zeugnisübergabe. Eine unglaublich aufgeblähte und festliche Veranstaltung im örtlichen Theater. Ein Highlight war ganz klar die Schülerrede, welche ich mit dem bis dahin amtierenden Schulsprecher machte. Um den Zwängen der typischen Abireden entgegenzuwirken setzten wir die grandiose Idee meiner Mutter um. Wir formulierten die Frage "Sollen wir länger an dieser Schule bleiben?" und begannen eine kleien Schaudebatte. Er auf Pro, ich auf Contra, konnten wir den Saal mit Inhalt, Ironie und leichter Polemik begeistern, so dass immer wieder Lob an uns herangetragen wurde. Ein würdiger Ausstieg aus der Schule.
Samstag war dann die letzte Station des Abiturs. Der Abiball! Nachdem wir - ja, auch hier durfte (musste) ich wieder helfen) am Freitag und am Samstag Stunden mit dem Aufbau verbrachten war die Halle kaum wiederzuerkennen. Der Ball begann und überzeugte mit gutem Programm, grandioser Stimmung und einem klasse Publikum. Auch die Lehrer waren zufrieden, wir konnten auch hier den letzten Jahrgang überholen.
Die Nacht war kurz für mich, nach nur zwei Stunden Schlaf musste ich schon um 9.00 Uhr für den Abbau bereit stehen. Welch Glück war es da für mich, dass mich die Polizei nicht kontrollierte auf meinem Weg zur Halle! Den Abbau verließ ich dann aber schon frühzeitig, da es mit meinen Kräften absolut zu Ende ging. Doch das alles war es wert.
Dies war das schönste Jahr meiner Schulzeit, vielleicht das schönste überhaupt. Es ist leicht zu sagen "Ich werde euch nie vergessen", doch leider werde ich einige vergessen. Bei manchen mag es mir lieb sein, bei anderen nicht. Doch gerade der Kontakt mit allen Mitschülern, den die Arbeit an der Abizeitung so mit sich brachte zeigte mir, manchmal ist man einfach zu intollerant und manche Leute zeigen erst unter Druck ihr wahres Gesicht. Freunde sind halt doch nicht immer so einsatzbereit wie es scheint und dann sind es manchmal genau die, die man vorher am wenigsten mochte.
Auch wenn dies hier keiner meiner Mitschüler lesen wird, es war super und bevor ich jetzt anfange über all die schönen Momente zu flennen schließe ich hier.
Stulle