Schnelle DSL-Zugänge
Urs Mansmann, Johannes Endres
Daten-Strom
T-DSL-Anschlüsse mit 3 MBit/s bringen volle Leistung
Gerade fünf Jahre ist es her, dass die ersten T-DSL-Anschlüsse mit 768 kBit/s geschaltet wurden. Inzwischen bietet die Telekom für Privatkunden satte 3 MBit/s an. Wir haben getestet, ob sich dieser Leistungszuwachs auch bei Downloads niederschlägt und ob die alternativen Backbone-Provider bei diesem Tempo mithalten können.
Mit einem T-DSL-3000-Anschluss dauert es gerade noch drei Sekunden, ein Megabyte herunterzuladen. Der Inhalt einer vollgeschriebenen CD-ROM lässt sich in einer guten halben Stunde übertragen, der Inhalt einer DVD-R in dreieinhalb Stunden - zumindest theoretisch.
Weniger Spaß hat der Anwender indes an dem üppig wachsenden Dschungel der Zugangstarife: T-DSL-Kunden haben die Wahl zwischen mehreren hundert verschiedenen Zugangstarifen von zig verschiedenen Anbietern. Obwohl sie auf der Strecke vom Kunden bis zum Breitband-Konzentrator dieselbe Telekom-Technik nutzen, unterscheiden sie sich doch deutlich in Preis und Leistung. Letztere hängt nicht nur vom Ausbau des Alternativ-Backbone ab, sondern auch von der Qualität seiner Anbindung zur Telekom sowie in die Zielnetze.
Die Telekom reicht die Daten bei der Nutzung eines Konkurrenz-Backbone per ATM ins Nachbarnetz durch. Der erste IP-Knoten befindet sich bereits außerhalb des Telekom-Netzes. Ob nun das Telekom-Netz oder ein anderes zum Einsatz kommt, lässt sich recht leicht durch ein Traceroute herausfinden; unter Windows ruft man dafür in einer DOS-Box das Programm tracert auf, das alle Netzknoten bis zum Ziel anzeigt. Ein Beispiel: Mit tracert
www.telekom.de oder tracert 212.184.6.56 bekommt man eine komplette Liste aller Netzknoten bis zum Ziel oder zumindest bis zur davor liegenden Firewall.
Wir haben untersucht, ob die oft preiswerteren Zugänge der Konkurrenten auch an einem 3-MBit/s-Anschluss noch mit dem Angebot der Telekom mithalten können. In den Test nahmen wir die wichtigsten zwölf Anbieter auf, die eine eigene Backbone-Infrastruktur betreiben. Für jeden der Betreiber untersuchten wir stellvertretend mindestens ein Angebot, wobei wir vorzugsweise auf seine eigenen Produkte zurückgriffen. Die Telekom und Telefonica vertreiben ihre Zugänge allerdings ausschließlich über Reseller. Wir testeten daher stellvertretend für alle Telekom-Produkte Zugänge von T-Online und 1&1. Für den Telefonica-Zugang testeten wir das Angebot des Resellers Callando, der außerdem Zugänge mit einer eigenen Backbone-Anbindung betreibt.
Die Testergebnisse für einen bestimmten Backbone lassen sich auf alle anderen Anbieter, die die gleiche Infrastruktur nutzen, übertragen. Es spielt keine Rolle, ob man als Zugangsprovider für den Telekom-Backbone 1&1, GMX, Lycos oder T-Online wählt - das Ergebnis ist überall das Gleiche. Verschiedene Angebote, die den gleichen Backbone nutzen, unterscheiden sich lediglich durch Preis, Abrechnungsmodalitäten und sonstige Leistungen wie E-Mail-Adressen oder Web-Speicherplatz. Die Performance am DSL-Anschluss hingegen unterscheidet sich nicht. Mit diesen Ergebnissen können Sie also jedes Angebot für T-DSL auf seine Leistungsfähigkeit
prüfen, wenn der Anbieter die Backbone-Struktur preisgibt. Einige Provider geben das bereits an - als besonders werbewirksam erweist sich dabei offenbar der Telekom-Backbone. In der Tabelle ?Backbone-Nutzung? ist ersichtlich, welcher Anbieter welche Infrastruktur nutzt.
Preisfrage
Die Telekom rechnet mit den Providern pro übertragenes Gigabyte ab. Der Gigabyte-Preis unterscheidet sich aber beträchtlich, abhängig vom Umfang der Leistungen, die die Telekom erbringt. Am teuersten ist das Komplettangebot, bei dem die Telekom selbst den IP-Verkehr übernimmt und routet. Preiswerter ist das Produkt ISP-Gate: Die Telekom übergibt dabei die Daten an einem oder mehreren Breitband-PoPs (Point of Presence) an den Partner; für die IP-Terminierung trägt dieser selbst Sorge. Die PoPs stellen gewissermaßen die Auffahrten zum Backbone der Telekom dar.
Der T-DSL-Anschluss bietet neben drei Leistungs-klassen weitere Optionen: Mit Fastpath lässt sich die Latenzzeit verringern, mit dem erhöhten Upstream für 2- und 3-MBit/s-Anschlüsse lassen sich große Dateien in kürzerer Zeit ins Internet übertragen.
Den günstigsten Preis erhalten Z-ISP-Kunden: Diese müssen an allen 74 Breitband-PoPs der Telekom einen Übergabepunkt betreiben. Die Telekom kann die Daten bei Z-ISP direkt an den Partner übergeben, ohne den eigenen Backbone zu belegen. Der Telekom-Konkurrent Telefonica beispielsweise betreibt einen eigenen Backbone, der mit allen 74 Telekom-PoPs verbunden ist. Daher ist eine Telefonica-Flatrate, die ausschließlich über Reseller vertrieben wird, mit 20 Euro im Monat vergleichsweise preisgünstig.
Einige große Provider wie T-Online, 1&1 oder GMX nutzen das Komplettangebot der Telekom. Diese unterhält zahlreiche Übergabepunkte zu anderen Netzen und baut diese erfahrungsgemäß zügig aus, wenn Engpässe auftreten. Allerdings ist es vergleichsweise teuer, alle Vorleistungen direkt von der Telekom zu beziehen. Viele Anbieter haben sich daher entschlossen, die Backbone-Anbindung für ihre T-DSL-Kunden selbst in die Hand zu nehmen und finanzieren mit der Kostenersparnis ihre eigene Infrastruktur.
Technisch gesehen haben die Anbieter, die nicht die komplette Infrastruktur der Telekom nutzen, keinen Nachteil: Die Daten werden lediglich ab dem Breitband-PoP über eine andere Backbone-Struktur geroutet. Je nach dessen Leistungsfähigkeit können sie den Telekom-Backbone sogar übertreffen.
Die maximal möglichen 360 kByte pro Sekunde an einem 3-MBit/s-Anschluss werden nur erreicht, wenn auch die Gegenseite diese Bandbreite während des gesamten Download-Vorgangs zur Verfügung stellt und alle Komponenten auf dem Weg schnell genug sind. In Tauschbörsen beispielsweise muss man sich trotz Turbo-Anschluss mit weitaus geringeren Download-Raten zufrieden geben, da auch Tauschpartner mit ADSL ja nur die geringere Upstream-Kapazität bieten können. Die hohe Bandbreite ermöglicht aber beim Laden aus Kazaa oder eMule zahlreiche parallele Übertragungen mit jeweils maximaler Geschwindigkeit.
Anders sieht die Situation beim Herunterladen von leistungsfähigen Servern aus. Selbst private Root-Server hängen schon mit 100 Megabit pro Sekunde am Netz und können den 3-MBit/s-Downstream mit nur einem Ladevorgang locker an den Anschlag bringen. Download-Server, die mit großer Bandbreite angeschlossen sind, liefern üblicherweise auch genug Daten, um die DSL-Leitung voll auszunutzen. Bei Video-Anwendungen stellt die maximale mit T-DSL mögliche Bandbreite bereits einen leichten Overkill dar: Bei der Verwendung eines aktuellen Codecs liegt die Bildqualität eines Video-Streams bereits bei 2 MBit/s ungefähr gleichauf mit der einer DVD. (uma)
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